Humboldt-Universität zu Berlin - Zentrum für Interreligious Theology and Religious Studies — CITRS

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Humboldt-Universität zu Berlin | Center for Interreligious Theology and Religious Studies — CITRS | Aktuelles | Asher Biemann hält die erste Berlin Lecture on Traditions in Transformation

Asher Biemann hält die erste Berlin Lecture on Traditions in Transformation



Ist das Sprechen vom Ewigen nicht schon längst antiquiert und obsolet? Eine „jugendliche Unart der Metaphysik“ (A. Lovejoy)? Mit diesen Infragestellungen der Ewigkeitsideebegann Asher Biemann seine Vorlesung zur „UnzeitgemäßenAktualität der Ewigkeit im modernen jüdischen Denken“. Unter diesem Titel fand am 12. Juni 2024 die erste Berlin Lecture on Traditions in Transformation statt. Gehalten wurde sie von Asher Biemann, Professor für moderne jüdische Philosophie an der University of Virginia, USA, der im Sommer 2024 als Scholar in Residence am CITRS forscht.

Dass die Idee des Ewigen keinesfalls der Vergangenheit angehört, sondern heute aktueller denn je seine Wirkung entfaltet, zeigte der Vortragende im weiteren Verlauf mit einer Tour d’Horizont jüdischer Philosophie. Dabei spannte er den Bogen vom Motiv des „ewigen Juden“ über die Idee des „ewigen Volkes“ hinein in die Vorstellungen von Ewigkeit des 20. Jahrhunderts. Dabei wurde deutlich welche ethische Aufladung das Nicht-Sterben-Können bzw. das „Verweilenmüssen“ (M. Susman) bekommt, zumal in Hermann Cohens Verständnis der Ewigkeit als ewige Aufgabe bzw. Arbeit. In einem Feuerwerk aus zahlreichen Bezügen in die Schriften ganz unterschiedlicher Autor:innen führte Asher Bieman dabei deutlich vor Augen, wie sehr auch heute noch die unterschiedlichen starken und schwachen Ewigkeiten unser Verständnis vom Menschen und seiner Aufgabe, von Zeit und Welt prägen.

Eine Zusammenfassung des Vortrags können Sie auf feinschwarz.net nachlesen.

 

Book Talk „Eine politische Theologie der Freiheit“



 

Liberale Demokratien sind in die Defensive geraten. Die historisch gewachsenen
Ressourcen zur Stabilisierung eines politischen Gemeinwesens sind erschöpft. Ebenso hat die Erwartung abgenommen, dass die christlichen Kirchen hier Impulse setzen können. Welchen Beitrag können sie für die in die Krise geratenen liberalen Demokratien noch leisten? Georg Essen vertritt die These, dass Religionen produktiv mitwirken müssen an der Stärkung des Freiheitsbewusstseins der Staatsbürgerinnen und -bürger, von dem Wohl und Wehe der liberalen Demokratie abhängen. Dies hat zur Konsequenz, dass die Christentümer sich in der demokratischen Öffentlichkeit nur Glaubwürdigkeit verschaffen können, wenn sie in ihrer gläubigen, kirchlich vermittelten Praxis Gott als Garanten menschlicher Freiheit verkündigen und bezeugen.

Prof. Dr. Georg Essen (HU Berlin, Institut für kath. Theologie) im
Gespräch mit Prof. Dr. Christoph Möllers (HU Berlin, Juristische Fakultät)
Moderation: Dr. Gesine Palmer (Katholische Akademie in Berlin)

 

 

Humboldt-Universität zu Berlin | Center for Interreligious Theology and Religious Studies — CITRS | Aktuelles | Interreligiöses Werkstattgespräch „Missbrauch geistlicher Autorität“

Interreligiöses Werkstattgespräch „Missbrauch geistlicher Autorität“



Die Formen, die spiritueller Missbrauch und Manipulation annehmen, sind vielfältig; und sie sind kein Spezifikum einer bestimmten Religionsgemeinschaft. Deshalb haben sich Wissenschaftler:innen, Verantwortliche aus den Religionsgemeinschaften und Betroffene im Rahmen des Werkstattgesprächs aus interreligiöser Perspektive mit diesem Problemfeld beschäftigt. Neben der Frage, was unter Missbrauch geistlicher Autorität aus der Sicht verschiedener Konfessionen und Religionen verstanden wird, stand eine vertiefte Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Ebenen, auf denen geistlicher Missbrauch stattfindet, im Fokus: Welche organisationalen Strukturen begünstigen und welche verhindern Missbrauch geistlicher Autorität? Gibt es typische Profile von Täter:innen und Opfern? Welche theologischen Haltungen, Überzeugungen und welche religiöse Sprache begünstigen oder verhindern Missbrauch geistlicher Autorität? Führende Forscher:innen – unter ihnen Prof. Dr. Ute Leimgruber, Dr. Kathrin Klausing und Dr. Martina Kessler – legten in kurzen Vorträgen die Basis für das gemeinsame Gespräch. Abschließend wurden aus interreligiöser Perspektive Konsequenzen für Gemeinden, Gläubige und Theologie-Treibende ausgelotet. Die angeregte Diskussion und die unterschiedlichen Positionen zeigten, dass zum einen die interreligiöse wie interprofessionelle Zusammenarbeit bei der Aufarbeitung wie bei der Entwicklung von Präventionskonzepten hilfreich ist. Zum anderen wurde an dem Tag deutlich, dass dieses Problem alle Beteiligten wohl noch länger beschäftigen wird und muss.

 
Humboldt-Universität zu Berlin | Center for Interreligious Theology and Religious Studies — CITRS | Aktuelles | Störung hat Vorrang! Christliche Antisemitismuskritik als religionspädagogische Praxis

Störung hat Vorrang! Christliche Antisemitismuskritik als religionspädagogische Praxis



Am 5. Februar 2024 war Dr. Christian Staffa – Studienleiter an der Evangelischen Akademie zu Berlin und Initiator zahlreicher Projekte und Netzwerke im Feld des jüdisch-christlichen Dialogs und der antisemitismuskritischen Arbeit – zu Gast bei CITRS mit einem Workshop zum Thema „Störung hat Vorrang! Christliche Antisemitismuskritik als religionspädagogische Praxis“. In mehreren Durchgängen setzten sich die Teilnehmer:innen mit antisemitischen Inhalten in Schulbüchern für den christlichen Religionsunterricht auseinander. Zumeist unintendiert beinhalteten die Unterrichtsmaterialien über Jahrhunderte hinweg tradierte Bilder des „Anderen“, Dualismen in der Selbstbeschreibung des Christentums sowie Vorstellungen, die in der Konsequenz anschlussfähig sind für säkulare Judenfeindschaft. Konkret befasst sich die teilnehmenden Student:innen, Lehrkräfte und Dozent:innen befassten sich u.a. mit Verschwörungselementen in der Passionsgeschichte oder einem Schaubild des Stammbaums, auf dem das Christentum weit verästelt und vital aus einem kümmerlichen Ast herauswächst, der das Judentum darstellen soll. Ziel des Workshops war nicht nur die Sensibilisierung für antisemitische Stereotypen und deren Dekonstruktion. Im Vordergrund stand darüber hinaus das Motto „anders erzählen!“ und die Frage, wie christliche Narrative aus antisemitismuskritischer Perspektive neu und anders erzählt werden können.