Humboldt-Universität zu Berlin - Zentrum für Interreligious Theology and Religious Studies — CITRS

Summer School 2025

Religionen im Zeitalter des (Rechts-)Populismus

Summer School 2025

Bericht zur Summer School 2025

Vom 14. bis 17. Juli 2025 fand die erste Summer School von CITRS zum Thema Religionen im Zeitalter des (Rechts-)Populismus. Interreligiöse Perspektiven statt. In Berlin kamen Expert:innen aus dem interreligiösen Feld, Early Career Researcher und Studierende aus unterschiedlichen religiösen und akademischen Kontexten mit dem Ziel zusammen, den gegenwärtig zu beobachtenden rechtspopulistischen Aufschwung auf seine Implikationen für interreligiöses Engagement hin zu befragen.

Die Veranstaltung verfolgte zwei zentrale Ziele: Zum einen ging es darum, die religionsbezogenen Haltungen und Strategien der populistischen Bewegungen und Parteien besser zu verstehen und im Horizont interreligiöser Anliegen zu reflektieren. Zum anderen sollten im Dialog von Forschung und Praxis Strategien entwickelt und diskutiert werden, mit denen interreligiöse Arbeit in Gemeinden, in Bildungskontexten und in der weiteren demokratischen Zivilgesellschaft aktuellen Herausforderungen begegnen kann. Das Programm war dabei interdisziplinär angelegt. Neben Impulsvorträgen fanden Workshops und Exkursionen zu Praxisprojekten statt. Vertreter:innen aus jüdischer, christlicher und muslimischer Theologie, Religionswissenschaft, Soziologie und der interreligiösen Praxis traten in einen intensiven Austausch. Early Career Researcher hatten die Möglichkeit, ihre Forschungsprojekte vorzustellen und mit Expert:innen zu diskutieren.

Der Auftakt der Summer School stand im Versuch einer begrifflichen, konzeptuellen und empirischen Annäherung an Populismus, insbesondere seinen Zusammenhang zu Religion. In seinem Einführungsvortrag legte Henrik Simojoki die für die Summer School leitenden Frage- und Zielperspektiven dar. Der Sozialethiker Torsten Meireis diskutierte in seinem Vortrag, inwiefern das Christentum Anknüpfungspunkte für populistische Rhetorik bietet.  Christian Ströbele und Alexander Yendell vertieften die Frage, ob religiöse Überzeugungen eher im Zusammenhang mit Toleranz oder autoritärem Denken stehen und dieses befördern können. Yendell präsentierte Ergebnisse der Leipziger Autoritarismus-Studie, die u. a. darauf verweisen, dass religiöse Praxis mit leicht überdurchschnittlicher Toleranz korreliert, dogmatische Religionsformen dagegen autoritäres Denken begünstigen können. Ströbele zeigte, wie Parteien wie die AfD religiöse Topoi nutzen, um eine homogen gedachte „christliche Kultur“ gegen einen vermeintlich bedrohlichen Islam abzugrenzen. Marie Briese beleuchtete in ihrem Vortrag den digitalen Raum: Evangelikal-fundamentalistische Influencer:innen verbreiten auf Instagram anti-feministische und islamfeindliche Inhalte und schaffen so Brücken in rechtspopulistische Milieus. Hans-Ulrich Probst zeigte am Beispiel des Antisemitismus, wie dieser zugleich ideologischer Kern der extremen Rechten und rhetorisch als „Importproblem“ instrumentalisiert wird. Marcia Pally und Jeanne Deysson blickten in ihren Vorträgen speziell auf aktuelle Entwicklungen im US-amerikanischen Raum. Der Politikwissenschaftler Kolja Möller führte diese Überlegungen im Abendvortrag am Dienstag begrifflich wie konzeptionell weiter und kontextualisierte seine Überlegungen zu „Volk“ und „Elite“ auch anhand von Religion.

Naciye Kamçılı-Yıldız und Şenol Yağdı beleuchteten strukturelle Herausforderungen im islamischen Religionsunterricht – von politischen Steuerungsversuchen bis hin zu Othering-Prozessen im Schulalltag. Sophie Bärtlein verdeutliche, dass Politik den interreligiösen Dialog bisweilen nutzt, um Verantwortung für gesellschaftlichen Zusammenhalt auszulagern.

 

In der zweiten Tageshälfte widmete die Summer School sich jeweils verstärkt der Praxis interreligiöser Arbeit in Berlin. Exkursionen zur Khadija-Moschee in Berlin-Pankow und zum Interkulturellen Zentrum Genezareth in Berlin-Neukölln zeigten Potenziale und Herausforderungen interreligiöser Zusammenarbeit vor Ort. Im erstgenannten Fall wurde die Moscheegründung angesichts des teils rechtsextremistischen Widerstands durch interreligiöse Allianzen ermöglicht. Mansur Dogan und Marie Raßmann stellten die Arbeit von Coexister Germany e. V. vor, die verdeutlicht, wie zentral die religiöse Dimension bei der konstruktiven Bearbeitung gesellschaftlicher Konflikten ist. Daniel Fabian und Igor Itkin stellten u. a. das Berliner Bildungsprojekt meet2respect vor, bei dem Rabbiner und Imame gemeinsam Schulen besuchen, um Dialog und Verständnis zu fördern. Die Eindrücke aus den Exkursionen und Workshops machten deutlich, dass interreligiöse Arbeit zivilgesellschaftlich verankert sein muss, um nachhaltige Wirkung zu entfalten.

Am letzten Tag der Konferenz wurden elf Promotions- bzw. Habilitationsprojekte diskutiert. Dabei trat eindrücklich zutage, wie breit und fundiert der Zusammenhang von Religion und Rechtspopulismus von Early Career Researchers aktuell bearbeitet wird. Das lässt auf eine absehbar deutlich verbesserte Forschungslage hoffen.

 

Religionen im Zeitalter des (Rechts-)Populismus -- Beschreibung 🖉

Wie kann sich interreligiöses Engagement in einem religionspolitischen Klima behaupten, in dem Bildung zur Toleranz und Verständigung zwischen Religionen nicht mehr positiv gerahmt und gegebenenfalls sogar bewusst konterkariert werden? Die Summer School des Center for Interreligious Theology and Religious Studies bringt Expert:innen aus dem interreligiösen Feld, Early Career Researchers und arrivierte Wissenschaftler:innen zusammen, um den rechtspopulistischen Aufschwung auf seine Implikationen für interreligiöses Engagement hin zu befragen. Einerseits gilt es, die religionsbezogenen Haltungen und Strategien der populistischen Bewegungen und Parteien besser zu verstehen und im Horizont interreligiöser Anliegen zu reflektieren. Andererseits sollen im Dialog von Forscher:innen und interreligiös Engagierten Strategien entwickelt und diskutiert werden, mit denen interreligiöse Arbeit in Gemeinden, in Bildungskontexten und in der weiteren demokratischen Zivilgesellschaft dieser Herausforderung begegnen kann.

 

Den Call for Applications finden Sie hier... 

Eckdaten 

  • 📅 14.- 17. Juli 2025
  • 📍 Humboldt-Universität zu Berlin
  • Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos

Limitierte Stipendien für die Übernahme der Unterkunftskosten stehen zur Verfügung. 

 

Zielgruppe 🖉

Doktorand:innen, Post-Docs, fortgeschrittene Studierende aus den Theologien, Religionswissenschaften und benachbarten Fächern und Young Professionals aus dem interreligiösen Kontext

 

Das Programm finden Sie hier...

Teilnahme 🖉

Um teilzunehmen, bitten wir um Zusendung folgender Dokumente:

  • Motivationsschreiben, welches das Interesse an der Summer School begründet; ggf. mit kurzer Beschreibung eines thematisch relevanten und aktuell bearbeiteten Forschungsprojekts (insgesamt max. 2 Seiten)
  • tabellarischer Lebenslauf (max. 2 Seiten)

Bewerbungsschluss: 1. April 2025

 

Kontakt

Bewerbungen bitte an iz-theologien@hu-berlin.de senden. Auch bei Fragen können Sie sich gerne an diese Adresse wenden.

 

Foto von Martin Redlin, Pixabay